Ein Kleinbus der Aidshilfe Schleswig-Holstein bringt seit Ende 2022 Hepatitis-C-und HIV-Aufklärung und -Testung in unterversorgte Gegenden des Bundeslandes. Das Projekt wird unter anderem von Gilead Sciences GmbH unterstützt.
Zu den Aufgaben der Aidshilfe gehört es, über Verhalten mit erhöhtem Infektionsrisiko aufzuklären und Tests auf Infektionen anzubieten. In einem Flächenland wie Schleswig-Holstein konzentrieren sich die Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe jedoch meist auf die Städte, und oft haben sie auch gar nicht die Ressourcen, um Beratungs- und Testangebote zu machen. Als Lösung für dieses Problem konzipierte die Aidshilfe Schleswig-Holstein das Check-Mobil. Er bringt Aufklärung und Versorgung zu jenen Menschen, die ansonsten nur schwer Zugang zu entsprechenden Angeboten haben, insbesondere zu Drogengebrauchenden, Obdachlosen, Geflüchteten und potenziell auch Sexarbeiter*innen.
Der Bus wurde so konzipiert, dass er als mobiles Beratungs- und Testzentrum dienen kann. Mit zur Ausstattung zählen unter anderem Servicematerial, wie Kondome, Femidome, sterile Konsumartikel, sowie HIV- und HCV-Schnelltests. Die Besatzung tourt seit Ende 2022 durch Schleswig-Holstein, fährt Suchthilfeeinrichtungen und offene Szenetreffs an und versucht, mit Drogengebrauchenden zu den Themen HIV und HCV ins Gespräch zu kommen. Vor-Ort-Termine und Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme werden in der Regel über lokale Fürsprecher*innen, Mitarbeiter*innen von Einrichtungen und gut vernetzte Sozialarbeiter*innen vermittelt. Vor Ort baut die Besatzung dann eine niedrigschwellige Gesprächssituation auf, mit ausgestellten Serviceartikeln, Kaffee, Tee und Keksen, und lenkt die Gespräche dann auf das Thema HIV und HCV.
Innerhalb des ersten Jahres wurden ca. 380 Fachkräfte und Ehrenamtliche kontaktiert, davon wurden ca. 300 durch Veranstaltungen und Seminare erreicht. Es wurden 200 Beratungsgespräche geführt und anschließend an eine Beratung insgesamt 96 Tests auf HCV und HIV durchgeführt. Bei insgesamt 4 Personen war der Test auf HCV positiv. Ein wichtiges Learning aus der Anfangsphase des Projektes ist, dass verstärkt auch die Fachkräfte über die Hepatitis C, die Diagnostik und die Therapie informiert werden sollten und erst dann die eigentlichen Zielgruppen. Insgesamt zieht das Aidshilfe-Team eine positive Bilanz zum Einsatz des Check-Mobils. Demnach sind die Fachkräfte froh über die Unterstützung und Klient*innen schätzen den niedrigschwelligen Zugang zu den Angeboten.
Louisa Glaum vom Check-Mobil-Team: „Ich treffe im Rahmen unseres Projekts täglich auf Menschen, für die die bisherigen Testangebote nicht infrage kommen; weil sie zu weit davon entfernt leben, weil sie kein Geld für Anreise und Testung haben. Es braucht niedrigschwellige Angebote und die flächendeckend. Mit dem Bus können wir diesen Bedarf decken.“
Ute Krackow, Projektinitiatorin: „Wir haben das Projekt auch schon auf Kongressen und anderen Veranstaltungen vorgestellt und haben sehr positives Feedback dafür erhalten. Ich bin überzeugt, der Testbus bietet uns eine Chance, Menschen zu erreichen, die wir sonst nicht erreichen würden.“
Ute Krackow ist am 11. Dezember 2023 völlig überraschend verstorben. Sie hat das Konzept zum Check-Mobil maßgeblich entwickelt und daraus ein Leuchtturmprojekt gemacht, das die Menschen tatsächlich erreicht. Wir bedanken uns von Herzen für ihr hohes Engagement. Ute Krackow hat den Grundstein für dieses Projekt gelegt, so dass dieses auch nach ihrem Tod fortgeführt werden kann. Zum Gedenken an sie hat die Aidshilfe Schleswig-Holstein ein digitales Kondolenzbuch eingerichtet: https://magazin.hiv/magazin/gedenken-an-ute-krackow/