18.06.2024
Lebergesundheit im Urlaub: Impfschutz gehört zur Reiseplanung
Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Dabei sind moderne Impfstoffe gut verträglich: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen werden nur in seltenen Fällen beobachtet.1 Besonders zur Reisezeit bekommen Impfungen eine zusätzliche Bedeutung. Denn sie dienen nicht nur der allgemeinen Gesundheitsvorsorge, sondern sind teilweise im internationalen Reiseverkehr vorgeschrieben, um die Verbreitung eines Erregers zu unterbinden.2
Aufgrund der großen Anzahl unterschiedlicher Reiseziele und -profile, epidemiologischer Risiken und individueller Faktoren kann keine „Standardempfehlung“ für Impfungen ausgesprochen werden.2 Wichtig ist jedoch, dass Ärzt:innen bei der Bewertung des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses ihrer Patient:innen Folgendes berücksichtigen (siehe dazu auch Infokasten Nutzen-Risiko-Bewertung Impfungen):2
Welche Präventionsmaßnahmen im Einzelfall sinnvoll sind, hängt aber nicht nur von der Wirksamkeit der verfügbaren Impfstoffe und dem Expositionsrisiko ab, sondern auch davon, ob die entsprechende Infektionskrankheit im Fall der Fälle therapiert werden kann.2
INFOKASTEN
Nutzen-Risiko-Bewertung Impfungen
Der Ständige Ausschuss Reisemedizin (StAR) der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) bietet Ärzt:innen bei der Bewertung des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses ihrer Patient:innen Unterstützung. Bei seinen Empfehlungen (abrufbar unter: https://www.dtg.org/index.php/empfehlungen-und-leitlinien/empfehlungen/impfungen.html) berücksichtigt der StAR unter anderem die Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission), die Informationen der WHO (World Health Organization) und die Reisehinweise des Auswärtigen Amts.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, frühzeitig einen Impfplan zu erstellen. Damit lässt sich sicherstellen, dass zum Antritt der Reise der volle Impfschutz besteht. Bei den meisten Impfstoffen tritt der Impfschutz innerhalb von zehn bis 14 Tagen nach der ersten Impfdosis bzw. – bei mehreren Teilimpfungen – nach der zweiten Impfdosis ein. Um mögliche Impfreaktionen während der Reise zu vermeiden, sollten alle Impfungen zehn bis 14 Tage vor Reiseantritt abgeschlossen sein. In Ausnahmefällen gibt es für einige Krankheiten auch sogenannte „Schnellimpfschemata“. Die vorgeschriebenen Mindestabstände zwischen den Impfungen sollten jedoch immer eingehalten werden.2
Das Hepatitis-A-Virus wird fäkal-oral übertragen und ist in vielen Ländern der Welt verbreitet. Für Reisen außerhalb von Westeuropa, Kanada, Japan, Australien und Neuseeland ist eine Hepatitis-A-Impfung meist indiziert. Unabhängig vom Reisestil sollte eine Hepatitis-A-Impfung erfolgen, wenn in den Ländern kein verlässlicher sicherer Hygienestandard erfüllt wird.2
Beim Hepatitis-A-Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff, der inaktivierte Hepatitis-A-Viren enthält. Die erste Dosis wird an Tag 0 und eine weitere nach sechs bis 36 Monaten (abhängig vom Hersteller) verabreicht. Bereits zwei Wochen nach der ersten Dosis besteht meist ein mehrjähriger Schutz. Nach der abgeschlossenen Grundimmunisierung geht man sogar von einem Schutz von 25 Jahren aus. Es stehen monovalente Impfstoffe und Kombinationsimpfstoffe (Kombiimpfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B oder Typhus) zur Auswahl.2
Die Hepatitis-A-Impfung eignet sich auch als Postexpositionsprophylaxe oder für eine Impfung kurz vor Abreise. Der Grund: Die Inkubationszeit des Hepatitis-A-Virus ist mit zwei bis sechs Wochen relativ lang. Daher ist die Immunisierung auch bei einer Impfung kurz vor der Abreise in der Regel so weit abgeschlossen, dass es nicht zum Krankheitsausbruch kommt. Zu beachten ist dabei jedoch, dass der Kombinationsimpfstoff, der auch vor Hepatitis B schützt, im Vergleich zur reinen Hepatitis-A-Vakzine nur die Hälfte der Dosis an inaktiviertem Hepatitis-A-Virus enthält. Daher ist hier eine einzelne Dosisgabe nicht ausreichend für einen vollständigen Impfschutz gegen Hepatitis A.2
INFOKASTEN
Hepatitis-A-Impfung
Die Hepatitis B gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Sie kann schwere Folgen wie eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom nach sich ziehen. In Abbildung 1 ist die weltweite Verbreitung der Hepatitis B (Daten gesammelt zwischen 1965 und 2013) zusammengefasst.3 Bei Reisen in Länder mit einer hohen oder moderaten Prävalenz sollte über eine Reiseimpfung nachgedacht werden.2
Abbildung 1: Weltweite Verbreitung der Hepatitis B (Daten gesammelt von 1965 bis 2023). Modifiziert nach Schweitzer et al., 2015.3
Weitere Risikofaktoren sind
Gut zu wissen: Da das Hepatitis-D-Virus nur bei einer bereits bestehenden Hepatitis-B-Infektion überleben kann, ist eine Impfung gegen Hepatitis B auch eine Prävention gegen Hepatitis D.4
INFOKASTEN
Hepatitis-B-Impfung
INFOKASTEN
Hepatitis C: gut heilbar5
INFOKASTEN
Hepatitis D: Hepatitis-B-Impfung schützt4
INFOKASTEN
Hepatitis E: Fokus auf Expositionsprophylaxe6
Impfungen sind gerade auch bei Reisen ein wichtiger Schutz vor teils schwerwiegenden Erkrankungen. Da bei den Hepatitisimpfungen keine allgemeingültigen Standardempfehlungen ausgesprochen werden können, sollte die Impfentscheidung immer individuell für jeden Patienten und jede Patientin getroffen werden.