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Hepatitis C und Leberkrebs: Wie hängt das zusammen? | GileadPro

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16.04.2024

Abbildung einer Leber mit Gefäßen in Rot und Orange.

Hepatitis C und Leberkrebs: Wie hängt das zusammen?

Leberkrebs ist die sechsthäufigste Krebserkrankung weltweit. Dabei macht das hepatozelluläre Karzinom (HCC) mit 75 bis 85 Prozent die meisten Fälle aus.1 Chronische Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) sind in westlichen Ländern die häufigste Ursache für die Entstehung des HCC.2 In diesem Beitrag erfahren Sie, wie das HCV die Leber schädigt, wie sich dadurch das HCC entwickeln kann und welche therapeutischen und diagnostischen Möglichkeiten in der Folge zukünftig notwendig werden könnten.

Im Verlauf einer chronischen HCV-Infektion kommt es durch das HCV über eine Reihe von Mechanismen zur zunehmenden Anhäufung an Schäden in den Leberzellen, die zur Entwicklung eines HCC führen können. Heutige Therapien können eine HCV-Infektion zwar heilen, aber gerade bei Patient:innen mit einer fortgeschrittenen Lebererkrankung bleibt ein erhöhtes Risiko für ein HCC bestehen.3

1. Aktivierung von Wachstumssignalen


Um sein eigenes Überleben und seine Vermehrung zu sichern, hat das HCV Wege gefunden, die Signalwege der Leberzellen zu nutzen.3 Dabei macht es sich insbesondere bestimmte Wachstumsfaktoren zunutze. So benötigt das HCV beispielsweise für das Eindringen in die Leberzellen den Rezeptor des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF)4 und aktiviert nach der Infektion einer Zelle den EGF-Signalweg.3 Die EGF-Expression wiederum ist maßgeblich an der Entstehung der Leberfibrose und des HCCs beteiligt.5 Diese und weitere Veränderungen in den Zellsignalwegen tragen direkt oder indirekt zur Entwicklung und zum Fortschreiten der Lebererkrankung bei.6


2. Auslösen einer dauerhaften Leberentzündung


Da es im Lebenszyklus des HCV keine Latenzphase gibt, kommt es durch die Infektion zu einer fortlaufenden, immunvermittelten Entzündungsreaktion in der Leber. Dadurch entsteht eine entzündliche Mikroumgebung um die infizierten Leberzellen, die einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung hin zur Leberzirrhose – und schließlich zum HCC – hat.3 So werden unter anderem die Signalwege der Zytokine Interferon (IFN), Nuclear Factor Kappa-Light-Chain-Enhancer of activated B-Cells (NFκB), Tumornekrosefaktor Alpha (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6) dauerhaft dereguliert, was mit einer schlechten Prognose für die Entwicklung des HCCs assoziiert ist.7


3. Epigenetische Dysregulation


Das HCV ist auch in der Lage, Einfluss auf die epigenetische Regulation der Leberzellen zu nehmen, wodurch es zu langfristigen Folgen für den Wirt kommt. Dabei beeinflusst das HCV das Gleichgewicht verschiedener DNA-Modifikationen, die auf epigenetischer Ebene die Expression von Genen regulieren.3 Beispielsweise wurde beschrieben, dass das Core-Protein des HCVs in der Lage ist, die DNA innerhalb von regulatorischen Elementen zu methylieren und dadurch die Expression von Tumorsuppressorgenen zu vermindern.8

Das Hepatitis-C-Virus schädigt die Leber z.B. durch Manipulation von Wachstumssignalen

Abbildung 1: Zusammenfassung der leberschädigenden Wirkung des HCVs

Was bedeuten die wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Patient:innen?


Aufgrund des relativ großen zeitlichen Abstands zwischen der virusbedingten Leberschädigung und der Entwicklung eines HCCs ist erst in der Zukunft mit einem Höchststand an HCV-verursachten Lebererkrankungen – auch HCC – zu rechnen. Für die vom HCV geheilten Patient:innen braucht es daher auf lange Sicht zuverlässige Biomarker, um das potenzielle Risiko für eine zukünftige Entwicklung eines HCCs besser abschätzen zu können, sowie präventive Behandlungsmöglichkeiten, die die Krebsentstehung verhindern können.3

Die schiere Vielfalt an Modifikationen auf epigenetischer Ebene und im späteren Verlauf auch auf genetischer Ebene, die durch das HCV eingeleitet werden, erschwert die Identifikation einzelner gemeinsamer Biomarker. Eine kürzlich beschriebene prognostische epigenetische Signatur integriert nun eine Reihe von virusinduzierten Modifikationen und kann Aufschluss über das Krebsrisiko der Patient:innen nach einer SVR geben.9

Die Dysregulation verschiedener Zellsignalwege bietet außerdem potenzielle Ansatzpunkte für präventive Chemotherapien. Mit Erlotinib, einem Inhibitor des EGF-Rezeptors, befindet sich ein Wirkstoff zur Prävention des HCCs in klinischer Testung, der gezielt in einen vom HCV beeinflussten Signalweg eingreifen soll10 (NCT02273362).

Fazit


Das HCV bewirkt zahlreiche Veränderungen in der Leber, welche das Risiko für die Entstehung eines HCCs im Verlauf der Zeit erhöhen. Einige dieser Veränderungen eröffnen aber auch neue diagnostische oder therapeutische Ansätze, die in der Zukunft eine bessere Diagnostik und Vorbeugung ermöglichen können.

Referenzen
  1. Bray F et al. CA Cancer J Clin 2018; 68: 394-424.
  2. Axley P et al. J Clin Transl Hepatol 2018; 6: 79-84.
  3. Goto K et al. Int J Mol Sci 2020; 21.
  4. Lupberger J et al. Nat Med 2011; 17: 589-595.
  5. Fuchs BC et al. Hepatology 2014; 59: 1577-1590.
  6. Lupberger J et al. Gastroenterology 2019; 157: 537-551.e539.
  7. Hoshida Y et al. N Engl J Med 2008; 359: 1995-2004.
  8. Toh TB et al. Clin Transl Med 2019; 8: 13.
  9. Jühling F et al. Gut 2021; 70: 157-169.
  10. Erstad DJ et al. Prevention Strategies for Hepatocellular Carcinoma. In: Hepatocellular Carcinoma: Translational Precision Medicine Approaches [Internet], Cham (CH): Humana Press; 2019.
Fachartikel und Nachlese

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