Im Rahmen der Initiative wurden Drogengebraucher*innen von Buddys aus der eigenen Peergroup entlang des gesamten Hepatitis-C-Versorgungspfades begleitet. Das mittlerweile erfolgreich abgeschlossene CONTRA-Projekt mit Vision e.V. ist ein Beispiel für ein Peer-to-Peer Projekt zur besseren Versorgungsanbindung drogengebrauchender Menschen. Es fungiert als Modellprojekt für verschiedene andere Projektansätze.
Claudia Schieren, ein Mitglied der Geschäftsführung des Kölner Vereins für Drogenselbsthilfe VISION e.V. und CONTRA-Projektverantwortliche, lässt keinen Zweifel aufkommen: „Die Hepatitis C ist in den Einrichtungen der Drogenhilfe ein sehr wichtiges Thema. Anders als die HIV-Infektion wurde sie aber lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt!“ VISION e.V. setzt hier ein klares Zeichen und hat bereits vor Jahren damit begonnen, die Klient*innen über die Hepatitis C und deren Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. „Später haben wir auch Antikörpertests angeboten“, erinnert sich Claudia Schieren. „Wir stellten aber fest, dass auch das nicht reichte. Klienten mit einem positiven Test wussten oft nicht, wie es weitergehen sollte, und haben den Weg zur weiteren Diagnostik und Therapie nicht eingeschlagen. Als wir darüber mit Mitarbeitern von Gilead sprachen, entstand die Idee zu CONTRA.“
Ausgangspunkt von CONTRA ist ein Hepatitis-C-Schnelltest (Antikörpertest), den VISION e.V. anbietet. „Früher gab es dafür feste Zeiten, was allerdings nicht optimal ist“, sagt Claudia Schieren. „Wenn sich Klienten testen lassen wollen, sollte man dies spontan machen können.“ Mittlerweile ist das bei VISION e.V. auch möglich, da seit der Änderung des Infektionsschutzgesetztes zur Durchführung eines HCV-Schnelltests kein ärztliches Personal mehr anwesend sein muss. Jenen, die positiv getestet werden, steht dann ein gut vorbereiteter Versorgungspfad offen, auf dem innerhalb kurzer Zeit die Diagnose bestätigt und bei entsprechender Indikation auf Wunsch des Klienten die Therapie eingeleitet werden kann. Während der ganzen Zeit können sich Klient*innen durch eine*n Mentor*in – einen so genannten Buddy – aus der Peergroup begleiten lassen. „Diese Buddys kennen sich mit Drogenkonsum und Hepatitis C bestens aus, wissen zum Teil aus eigener Erfahrung um die Nöte und Sorgen der Betroffenen und stehen ihnen bei Fragen stets unterstützend zur Seite“, sagt Claudia Schieren. „Sie fangen positiv getestete Klienten auf, begleiten sie auf dem Weg in die Arztpraxis und helfen bei der Organisation von Terminen und Behandlung und stärken ihnen in schwierigen Zeiten den Rücken.“
Bei VISION e.V. sind zwei Buddys tätig. Claudia Schieren zufolge reicht dies derzeit aus, um alle Hepatitis-C-infizierten Klient*innen engmaschig zu begleiten. Was zusätzlich notwendig ist, seien Ärzt*innen, die eng mit der Drogenhilfeeinrichtung zusammenarbeiten. „Wer bei VISION e.V. positiv getestet wird, soll sich umgehend in einer Arztpraxis vorstellen können – ohne langwierige Terminabsprachen“ sagt Claudia Schieren. „Blutabnahme, Diagnosesicherung und Therapiebeginn können dadurch rasch aufeinander folgen, ohne dass jedes Mal ein neuer Praxisbesuch anfällt. Es wäre schön, wenn sich viele Praxen für eine solche Zusammenarbeit öffnen würden“, kommentiert Schieren.
Nicht zuletzt fühlt sich Claudia Schieren auch durch Gilead sehr gut unterstützt. „Das Unternehmen stand uns von Anfang an mit Ideen, Know-How und Unterstützung bei logistischen Problemen zur Seite, ohne irgendeinen Weg vorzugeben. Und bis heute haben wir stets Ansprechpartner zur Seite, die uns bei speziellen Fragestellungen kompetent und partnerschaftlich weiterhelfen können.“ Zwei Jahre nach Start des CONTRA-Projekts 2018 zieht Claudia Schieren ein ausgesprochen positives Fazit aus den bisherigen Erfahrungen: „Die Anbindung unserer Klienten an die ärztliche Versorgung hat sich deutlich verbessert.“ Das Konzept lässt sich ihrer Ansicht nach auch sehr gut auf andere Einrichtungen übertragen. „Im Sinne unserer Klienten würde ich mir wünschen, dass es sich weiter verbreitet.“
Claudia Schieren ist seit 2015 bei VSION e.V. aktiv. Zunächst hat sie die beiden Kontakt-Cafés in Köln-Meschenich und -Kalk verantwortlich betrieben, 2020 übernahm sie dann für VISION e.V gemeinsam mit Herrn David Tepr die Geschäftsführung. Das CONTRA-Projekt hat Claudia Schieren von Anfang an mit entwickelt und begleitet.
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